Tasting Nyborg Whisky

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Das Highlight meiner Whiskyreise durch Dänemark – Whisky Tasting mit Destillerie Inhaber Nicolai Rømer

Ein unscheinbarer Ort, ein unschlagbar gutes Getränk: Wer hätte gedacht, dass Dänemark – ein Land, das man gemeinhin eher mit Bier, Design und Hygge verbindet – auch großartige Whiskys hervorbringt? Mein Besuch bei der Nyborg Distillery auf der Insel Fünen hat mich nicht nur überrascht, sondern regelrecht begeistert.

Es gibt diese seltenen Momente, in denen man etwas probiert und sofort weiß: Das ist besonders. Genau so erging es mir beim Besuch der Nyborg Distillery. Ohne große Worte, ohne Marketing-Gebrabbel – einfach nur ehrlicher, handwerklich gemachter Whisky. Ich kann ohne Übertreibung sagen: Ich kam als neugieriger Besucher und ging als begeisterter Fan. Lange habe ich nicht so einen bescheidenen Menschen getroffen, der so guten Whisky macht.

Ein Ort zum Wohlfühlen

Die Reise begann mit einem Rundgang durch die Brennerei – charmant und beeindruckend zugleich (siehe das Brennerei Tour Video zu Nyborg) mit einem deutlich spürbaren Herzschlag. Hier wird auf Bio-Zutaten, dänische Gerste und lokale Eichenfässer gesetzt. Die Whiskys sind naturbelassen, ungefärbt, nicht kühlfiltriert – so wie es sich Liebhaber wünschen. Und dennoch: Der erste Whisky, den wir probierten, war „nur“ 43 % stark. Für viele Kenner klingt das unspektakulär – bis man ihn probiert.

Einstieg mit Charakter – der „Isle of Fionia – Little Isle“

Der erste Whisky, den wir probieren, nennt sich „Little Isle“ – ein drei bis vier Jahre alter Whisky, gereift in Ex-Bourbon, STR und Portweinfässern. 43 %, nicht kühlgefiltert, in Bio-Qualität hergestellt – und das auf einem Niveau, das man sonst nur von schottischen Destillerien kennt. Die Nase: fruchtig, leicht, fast wie Mandarinenschale, Zitronenbonbons, viel Honig und Gartenfrüchte. Am Gaumen: weich, rund, süß. Wieder helle Früchte, Brause und Honig. Einfach gefährlich gut – im besten Sinne.

Besonders beeindruckt mich, wie schwierig es ist, solch einen „Standard“-Whisky mit gleichbleibender Qualität herzustellen. Im Gegensatz zu Single-Cask-Abfüllungen, bei denen einfach ein Fass abgefüllt wird, ist das Mischen mehrerer Fässer zur Konsistenz eine echte Kunst. Klar einen Whisky in Dänemark zu machen, ist nicht leicht und vor allem kostenintensiv. Der Little Isle liegt im Shop bei umgerechnet etwa 70 €. Für mich aber eine absolute Empfehlung, für jeden der dänische Handwerkskunst im Glas erleben möchte, sich aber nicht all zu wein vom Profil des Single Malt Scotch entfernen will. Meine ersten Assoziationen waren Glenmorangie, vielleicht Linkwood.

Der nächste Schritt: Dänische Eiche

Als Nächstes schenken wir uns den Isle of Fionia Danish Oak ein, der in Fässern aus dänischer Eiche gereift ist. Ein klarer Sprung in Sachen Intensität: 46 % Vol., würziger, trockener, mit mehr Holzeinfluss. Wieder kein Schwergewicht – aber ein deutlich kraftvollerer Vertreter. In der Nase blitzt kurz Cognac auf, am Gaumen dominieren Holz, leichte Bitternoten, schwarzer Pfeffer und Piment und eine Spur Orange.

Was beeindruckt: Die gesamte Wertschöpfung kommt aus der Region – das Getreide und das Holz stammen direkt aus der Umgebung. Regionaler geht’s kaum.

Und wer es noch kräftiger mag: Es gibt auch eine limitierte Cask-Strength-Version mit nur 50 Flaschen pro Abfüllung. Pure Handarbeit!

Krönender Abschluss: 12 Jahre alter Single Malt

Dann der Höhepunkt: ein 12 Jahre alter Single Malt mit 52 %. Der Isle of Fionia Saudade reifte für 12 Jahre in einem Ex-Bourbon und einem Portweinfass bis zur Vermählung. Natürlich ist auch dieser Whisky nicht kühlgefiltert, naturbelassen ohne Farbstoff, biologisch – und kürzlich als „Best Ultimate Single Malt 2025“ in Dänemark ausgezeichnet. Die Erwartungen sind hoch – und werden übertroffen. Volles Bouquet, Brombeeren, Heidelbeeren, Noten von Weinkeller und Eichenholz treten in die Nase. Er riecht deutlich älter als 12 Jahre. Am Gaumen fruchtig, beerig, ölig, mit einem langen, eleganten Nachklang. Und trotz der 52 % erstaunlich leicht zu trinken.

Ich bin ehrlich: Nach über 110 besuchten Brennereien sollte man denken, man wird nicht mehr so leicht überrascht. Aber dieser Whisky hat es geschafft. Ein echtes Highlight – komplex, dicht, aromatisch und gleichzeitig extrem zugänglich.

Fazit: Dänemark, du kannst Whisky!

Die Nyborg Distillery ist ein echter Geheimtipp – noch! Denn was hier auf Fünen produziert wird, hat internationales Niveau. Wer Single Malts liebt, sollte diesen Ort auf die Reiseliste setzen. Neben fantastischem Whisky gibt es auch ein Restaurant mit ausgezeichnetem Essen. Die Kombination aus regionalem Handwerk, biologischen Zutaten und echter Hingabe ergibt ein Produkt, das begeistert. Und das Ganze in einem Ambiente, das eher an ein gemütliches Wohnzimmer als an eine Fabrik erinnert.

Mein Fazit: Wer nicht kommt, verpasst was. Die Nyborg Distillery ist ein echtes Juwel in der Whiskywelt – made in Denmark. Es lohnt sich – für Herz, Gaumen und Seele.

Bis später!

Euer Leon