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In meinem heutigen Beitrag stelle ich Euch einen besonderen Whisky aus der Bretagne vor: den Kornog von der Celtic Whisky Distillery. Dieser Whisky ist aus meiner Sicht für Whisky-Liebhaber und Kenner besonders spannend. Denn er stammt nicht aus der klassischen schottischen Whisky-Regionen, sondern aus Frankreich, genauer gesagt der Bretagne. Die Bretagne hat in den letzten Jahren eine kleine, aber feine Whisky-Szene entwickelt, die sich immer mehr Aufmerksamkeit erarbeitet. In diesem Beitrag erzähle ich euch von meinen Eindrücken zu diesem Whisky und ergänze das Ganze mit einer recht seltsamen Geschichte rund rum Islay und die junge Ardnahoe Distillery.
Zur Destille, die den Kornog Whisky herstellt
Was den Kornog für mich schon vor der Verkostung interessant macht, ist die traditionelle Herstellungsweise. Die Brennerei arbeitet mit direkt befeuerten Pot Stills und verwendet den sogenannten „Worm Tub Condenser“, eine alte Kühlmethode, bei der Kupferrohre spiralförmig durch kaltes Wasser geleitet werden. Diese Methode sorgt für einen besonders schweren und intensiven Whisky, der von Whisky-Nerds sehr geschätzt wird.
Die Destillerie an der bretonischen Nordküste ist eine der wenigen außerhalb Schottlands, die auf solch alte Techniken setzt. Das verleiht dem Kornog einen einzigartigen Charakter. Für mich als Whisky-Enthusiasten ist das immer ein Highlight, da solche Produktionsmethoden oft zu Whiskys führen, die sich deutlich von den moderneren und häufig industrielleren Produktionen abheben.
In der Celtic Whisky Distillery werden zwei Sorten Single Malt Whisky gebrannt, der nicht rauchige Glann ar Mor und der stark rauchige Kornog. Früher war die Brennerei unter dem Namen Glann ar Mor Distillery bekannt, wurde aber vom neuen Besitzer in Celtic Whisky Distillery umbenannt.
Die wechselhafte Geschichte von Jean Donnay
Die Geschichte hinter dieser Brennerei ist für mich besonders interessant, weil sie ursprünglich von Jean Donnay gegründet wurde. Donnay ist in Whisky-Kreisen kein Unbekannter. Er hatte sich schon früh einen Namen gemacht, als er in der Bretagne begann, Whisky in einer sehr traditionellen, schottischen Weise zu produzieren. Später verkaufte er die Brennerei an die Celtic Whisky Company, die heute unter dem Dach von Maison Villevert arbeitet, einem französischen Getränkehersteller.
Ein spannendes Detail zur Geschichte der Brennerei ist der geplante Bau der „Gartbreck Distillery“. Jean Donnay hatte ursprünglich die Vision, eine weitere Destillerie auf der Insel Islay zu errichten – in Zusammenarbeit mit dem unabhängigen Abfüller Hunter Laing. Leider scheiterte dieses Projekt, und es kam zu einem Bruch zwischen den beiden Parteien. Hunter Laing entschied sich daraufhin, die Ardnahoe Distillery zu bauen, die heute erfolgreich auf Islay betrieben wird. Für Jean Donnay hingegen war dies vermutlich ein finanzieller Rückschlag, und seither hört man wenig von ihm.
Trotz dieser Rückschläge hat Donnay mit der Gründung der Glann ar Mor Distillery in Frankreich eine wichtige Pionierarbeit geleistet. Seine Vision, in der Bretagne Whisky auf höchstem Niveau zu produzieren, hat sich ausgezahlt, denn der Kornog gehört heute zu den spannendsten französischen Whiskys. Auch wenn Donnay nicht mehr direkt involviert ist, trägt der Whisky (vorerst) weiterhin seine Handschrift.
Der Kornog im Tasting
Der Kornog, den ich heute verkoste, hat 46 % Alkohol und wurde in Bourbon-Fässern gereift. Er ist weder kühlgefiltert, noch mit Zuckerkulör gefärbt. Der erste Eindruck in der Nase ist intensiv rauchig, mit maritimen Noten, die an einen Spaziergang entlang der bretonischen Küste erinnern. Der Rauch ist kräftig, aber nicht eintönig. Der fleischige Charakter aus den Worm Tubs verleiht dem Malt eine faszinierende Tiefe. Dazu kommen Noten von geröstetem Getreide, Heidekraut und einem Hauch von Kräutern.
Am Gaumen zeigt sich der Kornog kraftvoll, mit einer gewissen Schärfe, die aber gut zur malzigen Süße passt. Ich finde hier wieder Noten von geröstetem Brot, Honig und einer leichten Kräuternote, die fast in Richtung Wacholder geht. Der Rauch bleibt dabei konstant, wird aber nie zu dominant. Der Abgang ist lang und trocken, mit einem Hauch von Toast und einer leichten Salznote, die den maritimen Charakter des Whiskys unterstreicht.
Ein Whisky für Liebhaber
Der Kornog ist kein Whisky für den alltäglichen Genuss. Mit einem Preis von 70 bis 90 Euro gehört er in die gehobene Preiskategorie, und man könnte sich fragen, ob er diesen Preis wert ist. Für mich persönlich ist er das definitiv. Besonders spannend finde ich den „Exotenfaktor“: Es ist immer wieder eine Freude, Whiskys zu verkosten, die nicht aus Schottland stammen, aber dennoch auf einem ähnlichen Qualitätsniveau spielen.
Gerade für Liebhaber von rauchigen Whiskys, die auch mal etwas abseits der ausgetretenen Pfade probieren wollen, ist der Kornog eine absolute Empfehlung. Er bietet eine interessante Alternative zu den bekannten schottischen Rauchriesen wie Laphroaig oder Ardbeg, ohne dabei eine bloße Kopie zu sein. Der Kornog hat seinen eigenen Charakter, der durch die traditionelle Herstellungsweise und den Einfluss der bretonischen Küste geprägt ist. Er ist aber aromatisch nicht so weit von peated Scotch entfernt, dass er Schottlandfans abschreckt. Im Gegenteil würden die meisten ihn blind wohl nach Islay stecken.
Insgesamt kann ich sagen: Wer auf der Suche nach einem Whisky mit Charakter und Geschichte ist, sollte sich den Kornog aus der Bretagne auf jeden Fall einmal genauer ansehen.
Bis später!
Euer Leon